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Karl Marx 200 – drei Bücher, um Marx neu zu denken

Achtung! Nur noch wenige Wochen bis zum Ende des offiziellen Marx-Jahres! Und Sie haben noch kein Buch gelesen, das sich mit dem Analysten und Kritiker des Kapitalismus beschäftigt? Dann erwarten Sie hier drei Empfehlungen. Aber Vorsicht: bei intensiver Lektüre wird auch 2019 ihr persönliches Marx-Jahr. Und 2020. Und 2021. Und…

2018 hat der Festivalkalender der Jubiläen, nach dem sich Medien und Verlage scheinbar richten, kurz mal Zeit für Karl Marx. Ein 200. Geburtstag lässt sich schließlich nicht einfach so ignorieren. Zwischen Luther und Bauhaus findet sich also eine Lücke für den Denker aus Trier und seine Theorien. Es gab und gibt TV-Sendungen, lange Zeitungsartikel und immer wieder Fragen wie „Hatte Marx doch recht?“ oder „Wie relevant ist Marx heute?“. Doch die Auseinandersetzung mit dem Erbe Marx’ war und ist vor allem ideologisch geprägt.

Zwar lässt kaum eine ernstzunehmende Ökonomin einen Zweifel daran, dass die Marx’sche Analyse der Mechanismen des Kapitalismus richtig ist, wenn es aber darum geht, was diese Mechanismen für die Menschen bedeuten – worauf Marx, Humanist der er war, den Hauptfokus in seinen Schriften legte – wird K. M. ganz schnell wieder ins Regal gestellt. Der Status quo des neoliberalen Kapitalismus, dessen „Alternativlosigkeit“ einem mantraartig vorgebetet wird, soll bloß nicht hinterfragt werden. Ideologie eben. Dabei boten alleine die Nachrichtenmeldungen der letzten Wochen (Cum-Ex-Steuerbetrug und die stetig weiter steigende Zahl an Milliardär*innen beispielsweise) genug Anlass, den ganzen Zauber gründlich zu hinterfragen. Aber ähnlich wie fanatische Religionsanhänger stellen sich die Jünger des Kapitalismus blind für die Widersprüche eines Systems, das ungerecht und zugleich menschengemacht ist. Dazu kommt das momentan permanent zu vernehmende Geschrei aus dem rechten politischen Spektrum, das von Medien und öffentlichem Diskurs bereitwillig aufgegriffen wird, vielleicht, um nicht über das reden zu müssen, was tatsächlich schief läuft. So gehört es zur bitteren Ironie dieses Karl-Marx-Jahres, dass eines der international am häufigsten reproduzierten deutschen Pressefotos des Sommers die von einem rechten Mob umgebene Marx-Skulptur in Chemnitz zeigt. Ein gewisser, wenn auch absurd verdrehter Symbolgehalt für den Umgang mit Marx hierzulande ist diesem Bild nicht abzusprechen.

Chemnitz
So hatte sich Herr M. das Jubiläum nicht vorgestellt…

Natürlich trägt K. M. zu seinem 200. Geburtstag eine Bürde mit sich herum, um die man nicht herumkommt, wenn man sich heute mit dem Marx’schen Denken beschäftigt. Der sogenannte realexistierende Sozialismus hatte sich massiv auf Marx’ Schriften berufen und sie teilweise benutzt, um autoritäre Staats- und Denksysteme zu installieren. Aber nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig, Marx einer Neubetrachtung zu unterziehen, auch der Kapitalismus hat sich in den letzten 150 Jahren verändert. Zeit also für ein Marx-Update und eine neue Betrachtung seiner Relevanz für die Gegenwart und Zukunft sowie seiner Rolle in der Vergangenheit.

Der italienische Philosoph Diego Fusaro nimmt K. M. gleich zu Beginn seines Bandes „Schon wieder Marx“ vor seinen falschen Anhänger*innen in Schutz, denn eine Doktrin wollte der Ökonom und Analyst Marx gerade nicht, sondern ein offenes Werk mit der Kritik am kapitalistischen System im Zentrum. Ein „Laboratorium“ aus Texten, eine „offene Baustelle“ als „Anti-Philosophie“. Damit ist natürlich kein Staat zu machen (was Marx ja auch in der Konsequenz nicht wollte), weswegen nach Marx’ Ableben die immer stärker werdende Arbeiterbewegung nach anderem lechzte. Fusaro zeigt kurz und knapp auf, wie aus einem komplexen, teilweise widersprüchlichen Lebenswerk eine Ideologie gezimmert wurde, zu deren Entstehung auch Marx-Freund Friedrich Engels seinen Teil beitrug. Noch zu Lebzeiten reagierte Marx auf diese Instrumentalisierung, etwa in seiner „Kritik des Gothaer Programms“, nach seinem Tod sorgten Lenin, Stalin und Mao Zedong schließlich für den endgültigen Verrat an seinen Ideen. Fusaro legt Wert auf die Komplexität dieser historischen Aneignung und lehnt auch eine „kindische Unterscheidung“ zwischen „unschuldigem Marx“ und „schuldigem Marxismus“ ab. Schließlich haben Denker*innen, die sich selbst als MarxistInnen bezeichnet hatten oder hätten, wichtige Beiträge zur Kapitalismuskritik erbracht, man denke nur an Rosa Luxemburg oder Walter Benjamin. Fusaro zieht es dennoch vor, von „Marx’sch“ zu sprechen und damit die Taue zum ideologischen Marxismus zu kappen.

Die anhaltende Relevanz der analytischen Instrumente, die das Werk von Karl Marx zur Verfügung stellt, zeigt Fusaro im zweiten Kapitel auf. Auf wenigen Seiten bildet der Autor den Ist-Zustand unserer Gegenwart ab: während die meisten Menschen das Wort „Klassenkampf“ nicht mehr hören wollen, findet genau dieser statt, aber von den Herrschenden aus. Wichtigstes Indiz ist der Abbau der Sozialsysteme in den westlichen Ländern, der just nach dem Zusammenbruch des Ostblocks stattfand. Vom „unglücklichen bürgerlichen Bewusstsein“ der Vergangenheit, das immerhin noch die schwelende Ungerechtigkeit im Hinterkopf hatte, sind wir nun bei der „postmodernen Bewusstlosigkeit“ angekommen. So vernichtend diese Bestandsaufnahme ist, so hoffnungsvoll bleibt Fusaro, denn „der Mensch kann den utopischen Schub nie vollends aufgeben“. Der nötige militante Antikapitalismus, für den Marx das Handwerkszeug liefert, muss Diego Fusaro – Schon wieder Marxseiner Ansicht nach von der „dauerhaften Leidenschaft, ins Blaue hinein zu bauen“ herrühren, womit er Ernst Bloch heranziehend utopischen Masterplänen eine Absage erteilt. Eine Befreiung von der „technischen Prosa und grassierenden Verdinglichung“ ist nötig, der Ausbeutung des Menschen durch immer effizientere Technologien der Produktivitätssteigerung in Verbindung mit Überwachung und Kontrolle stellt Fusaro frei nach Hölderlin den Wunsch, „dichterisch zu wohnen“ entgegen. Der Mensch als sich frei entfaltendes Wesen.

Doch wo lässt sich ansetzen in diesen wenig revolutionären Zeiten? Hier sieht Diego Fusaro unter anderem die Intellektuellen in der Pflicht, die schon viel zu lange der Reform den Vorzug vor der Revolution gegeben haben und höchstens noch einen Dissens erzeugen, „dem auch die Herrschenden zustimmen können“, etwa wenn es um den Ruf nach „weniger Staat“ geht. Autoritäre Lösungen lehnt Fusaro in Rückbezug auf Marx’ Kritik ab, stattdessen fordert er einen „dialektischen Antikapitalismus“. Eine Antwort, wie dieser aussehen könnte, bleibt der Autor allerdings schuldig. Doch mit seinen knapp 100 Seiten will dieses Buch auch nicht alles erklären, in seiner messerscharfen Analyse leistet es sowieso Erstaunliches. Als Einstieg in eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit der Marx’schen Kapitalismuskritik ist es mehr als gelungen.

Noch besser, weil in seinem Ansatz faszinierend und in seiner Wucht regelrecht euphorisierend ist Luise Meiers „MRX Maschine“. Die junge Berliner Autorin, die fürs Theater (u. a. Volksbühne Berlin) schreibt und sich in der Selbstbeschreibung zudem jegliche Karriereabsichten negierend als „Servicekraft“ deklariert, legt hier ein wütendes Buch mit brillanten Analysen und Gedanken vor, das zugleich literarisch außergewöhnlich ist. Mit seinem poetischen Tonfall könnte man es in eine junge Traditionslinie von Texten wie dem Manifest „Der kommende Aufstand“ oder Bini Adamczaks Kommunismus-Essay „Gestern morgen“ stellen. Schon beim Titel geht es los: um eine Trennlinie zur auf dem Namen Karl Marx liegenden historischen Last zu ziehen, klaut Meier ihm das a und radiert damit auch gleich die Alphamänner aus, die Marx als autoritäre Waffe einsetzten und einsetzen, ob im Zentralkomitee oder beim Treffen des linken Lesekreises. Stattdessen installiert Luise Meier die MRX-Maschine, die als Protagonistin durch ihren Text wandelt.

Diese Konstellation ermöglicht es der Autorin, Begrifflichkeiten und Zusammenhänge komplex und zugleich treffend abzubilden. So ist die MRX-Maschine einerseits die „Pille gegen das Proletariat“, das, wie wir von Marx wissen, „von der Zukunft ihres Verschwindens aus gedacht werden muss“, gleichzeitig regt Meier dazu an, „das innere Proletariat zu aktivieren“. Es geht ihr MRX Maschineganz zentral um die Solidarität mit den Mitmenschen, konkreter um die mit anderen „Beherrschten“, die das Los der Ausbeutung durch Lohnarbeit teilen. Bekanntlich ist es momentan um die Solidarität nicht besonders gut gestellt, stattdessen bekriegen sich gesellschaftliche Gruppen gegenseitig. Pointiert stellt Meier dar, wie das kapitalistische System diese Mechanismen hervorbringt und fördert, wie etwa die Ausgrenzung Andersartiger eine „Verminderung der Konkurrenzangst“ herbeiführen soll. Zu den „religiösen Prinzipien des Kapitalismus“ gehört für Meier eine Aufteilung in „Auserwählte und Verstoßene“, das Mitmachen im System beruht auf einer „Angst vorm Verlust der Seligwerdung“. Der Furcht davor, selbst bewertet und taxiert zu werden, versuchen wir zu entgehen, in dem wir andere bewerten. Der Mitmensch wird zur Ware.

An diesem Mechanismus moralisch zu rütteln, führt nicht weit, denn die „aufrechten Bürger*innen“ leiten „von ihrer Neutralität ihre Unschuld ab.“ Die Extremität der Mitte findet ihr Zuhause im Staat als väterliche Institution. Meier bezeichnet diesen Zustand als „Daddyfikation“, der Politik und Gesellschaft durchdringt. Wo Daddy das sagen hat, ist bereits klar, welcher Platz Frauen zugewiesen wird und in einem zweigeschlechtlichen Daddy-Mum-System ist für queere Lebensformen wenig Raum. Von diesem Denkmodell aus zeigt die Autorin nicht nur die mit dem Aufkommen des Kapitalismus im 19. Jahrhundert entstehende neue Qualität der Frauenunterdrückung auf, sie reflektiert ebenso die revolutionären Potenziale queerer und feministischer Bewegungen. Die Heteronormativität, die Unterdrückung der Frau und die kapitalistische Ausbeutung eint, dass sie als „naturalisiert“ und damit unhinterfragbar dargestellt werden. Hier anzusetzen bietet die Chance, die Zementierung des Status quo aufzubrechen. Luise Meier gelingt so das dringend notwendige Zusammendenken von identitätspolitischen und antikapitalistischen Ansätzen, die für sie unabdingbar zusammengehören.

Doch welche Möglichkeiten bestehen, um alles anders werden zu lassen? Auch Luise Meier lehnt autoritäre Lösungen ab, im Gegenteil: das Antiautoritäre muss sich wie ein Virus „über Ansteckung verbreiten“. Möglich wird dies durch Lesen und Wissensaneignung, nur so kann eine (nach Walter Benjamin) „Konstellation des Erwachens“ entstehen, die zum gewaltlosen Umsturz führen kann. Bis es soweit ist, bleibt die Solidarität das wichtigste Ziel sowie die Sabotage des ausbeuterischen Systems. Luise Meier ruft zum „Abfuck“ auf, zu spontaner oder geplanter Verweigerung, zu Schlendrian und Streik sowie natürlich zur Solidarität mit denen, die „abfucken“. In diesen Momenten werden utopische Potenziale sichtbar, die auch dazu dienen, im widersprüchlichen System des Kapitalismus nicht den Verstand zu verlieren. Es sind revolutionäre Gesten, die aus der „Allianz der Schuldigen“ (nach Virilio) diejenigen werden lassen, die erkennen: „wir haben den unterfüllten Wunsch gemeinsam“. Von diesem Punkt aus lässt sich weiter gemeinsam denken und handeln, die MRX-Maschine kann Fahrt aufnehmen und dieser Text ist ein willkommener Triebsatz für ein zukunftsgerichtetes, antikapitalistisches Modell.

Obwohl es eine historische Studie ist, weist auch das dritte Buch, das ich hier vorstellen möchte, in die Zukunft und in die Gegenwart. Unter dem Titel „Die Poesie der Klasse“ wirft der Kultur- und Literaturwissenschaftler Patrick Eiden-Offe einen äußerst spannenden Blick auf die Zeit des frühen Kapitalismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Untertitel ist von „romantischem Antikapitalismus“ und der „Erfindung des Proletariats“ die Rede, womit Eiden-Offe gleich zwei heiße Eisen anfasst.

Zunächst zur Romantik. Sie ist einem Großteil der Marx-Gemeinde (und vielen Linken überhaupt) ein Gräuel, der Schmähschriften gibt es zuhauf, von Heinrich Heine bis Peter Hacks. Eiden-Offe hingegen steigt mit dem häufig kritisierten Ludwig Tieck ein und entdeckt in dessen Texten glasklare Ist-Zustandsbeschreibungen der Verhältnisse in der Umbruchszeit zwischen Feudalherrschaft und Frühkapitalismus. Schon nach wenigen Seiten wird dieses Buch zur notwendigen Erinnerung daran, dass der Kapitalismus nicht vom Himmel fiel, sondern mit dem Aufkommen der Industrialisierung politisch gefördert und schließlich durchgesetzt wurde. Einer eiden-offeder politischen Schritte war die Abschaffung der Zünfte, was die vorher organisiert lebenden Handwerker vielfach dazu zwang, sich nun entweder in den Fabriken unter wesentlich schlechteren Bedingungen verdingen zu müssen oder sie der Verarmung anheim fallen ließ. Zusammen mit TagelöhnerInnen, BettlerInnen, verarmten Adligen, Kranken und (gerne übersehen) freischaffenden KünstlerInnen und Intellektuellen bildeten sie das Lumpenproletariat. Im Gegensatz zum Proletariat, welches sich später als Arbeiterbewegung organisierte, ist diese unterste Klasse nicht aktiv proletarisch, sondern proletarisiert. Die Solidarität der Arbeiter mit dem Lumpenproletariat war eher gering, schließlich waren die Arbeiterinnen und Arbeiter mit wachsendem Einfluss damit beschäftigt, ob sie sich nun der Bourgeoisie angleichen sollten oder ein kleinbürgerliches Leben vorziehen sollten. Und „die Unterschicht“ als Schreckbild des sozialen Abstiegs funktionierte bereits damals.

Eiden-Offe sucht nun gerade bei Autoren, die der Romantik zuzuordnen sind, inkludierende Ansätze, die ein antikapitalistisches Modell jenseits einer starren Arbeiterbewegung befürworten. Fündig wird er beispielsweise in den Texten des heute fast vergessenen Wilhelm Weitling, der für Zeitschriften der sich organisierenden Handwerksgesellen schrieb. Bei ihm finden sich auch Ansätze, Frauen mit einzubeziehen, die durch die kapitalistische Neuordnung noch stärker als zuvor in den Haushalt gedrängt wurden. Weiterhin analysiert Eiden-Offe Texte aus dem Hessischen Landboten sowie von Georg Weerth, Ernst Dronke und auch die Sozialreportagen eines Friedrich Engels. Auffällig ist, dass Eiden-Offe zwar die marxistische Kapitalismusanalyse uneingeschränkt gelten lässt, mit Marx’ Konzentration auf die Arbeiterklasse aber nicht einverstanden ist. Was realpolitisch daraus wurde, ist noch schlimmer: Gerade die ärmsten Teile der Bevölkerung waren nicht Teil des organisierten Proletariats, das sich eben nicht nur als vom Kapitalismus unterjochte Gruppe erfand, sondern auch den Stolz auf die Arbeit zur Religion machte. Überflüssig zu erwähnen, dass die frühe Arbeiterbewegung eine reine Männerbewegung war. Die organisierte Arbeiterschaft tauschte im weiteren Lauf der Geschichte den Klassenkampf gegen den Klassenkompromiss ein und verlor ihre Perspektive als linke Bewegung, was in der Übernahme antisemitischer Denkweisen im frühen 20. Jahrhundert und in der weitverbreiteten Sympathie und Unterstützung für die NSDAP gipfelte. Heute sind die streng organisierten Gewerkschaften eher mit der Besitzstandswahrung gutverdienender FacharbeiterInnen beschäftigt als mit der Solidarität zu den Ärmsten der Gesellschaft.

Im Schlusskapitel zeigt Patrick Eiden-Offe das „Comeback“ des Lumpenproletariats, gerade in Westeuropa. Heute sprechen wir vom Prekariat, einer unorganisierten, diffusen Gruppe ohne politische Lobby. Für Eiden-Offe ist hier eine Parallele zum Lumpenproletariat des Vormärz mehr als deutlich. Und da ein linkes Zukunftsprojekt nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen sollte, wird es wichtig werden, diese „Klasse“ mit in die Diskurse einzubinden. Viele Kreative und Intellektuelle sollten sich mit ihrer prekären Lebensweise den Unprivilegierten sowieso von Herzen verbunden fühlen. Für den gemeinsamen Kampf hält der Autor auch die Poesie für nützlich, nicht nur als im hegelschen Sinne „den Gang der Geschichte durchdringend“, sondern auch als „Poesie der Verschwendung“, die frei nach George Bataille Momente der Aufhebung von Ökonomie erzeugt. Wenn der Bezug zur Klasse heute manchmal wenig greifbar scheint, sondern, so Eiden-Offe, durch „Erinnerung und Erwartung“ bestimmt ist, dann kann die Poesie eine Brücke bauen. Ob dann „der romantische Weg zum einzig realistischen“ wird, wie der Autor behauptet, ist einer der ungezählten provokanten Anstöße in diesem Buch. „Die Poesie der Klasse“ reiht sich damit in die Serie aktueller Veröffentlichungen, die Marx neu denken wollen, hervorragend ein.

Diego Fusaro. Schon wieder Marx – die Wiederkehr der Revolution. Aus dem Italienischen von Jenny Perelli. 96 Seiten, gebunden. Westend Verlag 2018. 14,- €.

Luise Meier. MRX Maschine. 208 Seiten, Klappenbroschur. Verlag Matthes & Seitz Berlin 2018. 14,- €.

Patrick Eiden-Offe. Die Poesie der Klasse – romantischer Antikapitalismus und die Erfindung des Proletariats. 464 Seiten, gebunden. Verlag Matthes & Seitz Berlin 2017. 30,- €.

Titelbild geklaut von Luise Meiers Homepage.


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